
REVIEW
Beispiele regierungsseitiger Bemühungen, militärische Angriffe als "gerecht" erscheinen zu lassen. Dies sind im einzelnen:
1914
Der deutsche Kaiser erklärte: "Mitten im Frieden überfällt uns der Feind". Dazu notierte der Admiral G. von Müller: "Stimmung glänzend. Die Regierung hat eine glückliche Hand gehabt, uns als die Angegriffenen hinzustellen". (Wette: "1914: Deutscher Wille zum Zukunftskrieg." Blätter 1'14, pp. 41-53, 2014)
1939
Als polnische Soldaten verkleidet überfielen SS-Männer den Sender Gleiwitz. Kurz darauf erklärte Hitler Polen den Krieg und sagte im Reichstag: "Polen hat heute nacht zum erstenmal auf unserem eigenen Territorium auch durch reguläre Soldaten geschossen. Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!" Zuvor hatte er geäußert: „Der Sieger wird später nicht danach gefragt, ob er die Wahrheit gesagt hat oder nicht.“ (Grobe: "Der Überfall auf den Sender Gleiwitz 1939." aixpaix.de, 2014)
1964
Angeblich wurde am 4.8.1964 der US-Zerstörer „Maddox“ im Golf von Tonkin von Nordvietnam beschossen, woraufhin die USA umgehend mit der „Tonkin-Resolution“ den Vietnam-Krieg eröffneten. Nach Auswertung historischer Dokumente schrieb dazu das Naval History Magazine (vol. 22/1, 2008): "High government officials distorted facts and deceived the American public about events that led to full U.S. involvement in the Vietnam War." Im Deutschlandfunk sagte Otto Langels dazu: „Der vermeintliche Beschuss der US-Marine im Golf von Tonkin 1964 durch Nordvietnamesen war reine Inszenierung. Die USA suchten einen Vorwand eine strategische Offensive zu beginnen.“ (DLF 02.08.2014)
1990
Die Tochter des kuwaitischen Botschafters behauptete als angebliche "Krankenschwester Nayirah" vor dem US-Kongress, irakische Soldaten hätten in Kuwait Babys aus Brutkästen gerissen und auf dem Boden sterben lassen. Durch diese von der Marketingfirma Hill & Knowlton organisierte PR- Maßnahme wurde die US-Öffentlichkeit für den Angriff der USA auf den Irak gewonnen. (MacArthur: "Die Schlacht der Lügen: wie die USA den Golfkrieg verkauften." dtv 1993)
1999
Verteidigungsminister Scharping behauptete, die Serben würden "in Pristina ein Konzentrationslager einrichten". Außenminister Fischer sagte auf dem Parteitag der Grünen, gegen Jugoslawien sei ein Militärschlag erforderlich, weil er "gelernt habe: nie wieder Auschwitz". Dazu bemerkte NATO-Sprecher J. Shea gegenüber dem WDR: "Nicht nur Minister Scharping, auch Kanzler Schröder und Minister Fischer waren ein großartiges Beispiel für politische Führer, die nicht der öffentlichen Meinung hinterher rennen, sondern diese zu formen verstehen." (Angerer, Werth: "Es begann mit einer Lüge." WDR 2001)